Drei Personen betrachten eine bunte Ausstellungswand.

Bundesweit präsent,
Aktiv vor Ort

Einblicke-Tagung zur großen Landesausstellung "4000 Jahre Pfahlbauten"

4000 Jahre Pfahlbauten

Die Große Landesausstellung Baden-Württemberg zum UNESCO-Welterbe

„Einblicke“ – Tagung in Bad Schussenried am 4.Juli 2016

Eine kleine, aber sehr interessierte Gruppe von Teilnehmern war der Einladung zur Einblicke-Tagung ins wunderschöne Kloster Schussenried gefolgt.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Doris Moyrer, der Vorsitzenden des Landesverbandes Museumspädagogik Baden-Württemberg e.V. gestaltete Frau Dr. Barbara Theune-Großkopf, die Kuratorin der Landesausstellung, den weiteren Vormittag.

Die Teilnehmer erfuhren zunächst, dass bereits 6000 – 1000 v.Chr. im Voralpenland viele Menschen in Pfahlbauten lebten, weshalb hier ein regelrechtes Zentrum der Pfahlbautechnik entstand. Viele dieser prähistorischen Siedlungen wurden ausgegraben und die UNESCO ernannte 111 Pfahlbausiedlungen zum Weltkulturerbe. Davon liegen 15 in Baden-Württemberg und 6 davon in Oberschwaben. Anlass für die Große Landesausstellung, die nun an zwei Orten stattfindet: Der erste Teil wird im Kloster Schussenried gezeigt und beschäftigt sich mit jungsteinzeitlichen Pfahlbauten und Moorsiedlungen, der zweite Teil, im wenige Kilometer entfernten Federseemuseum in Bad Buchau, zeigt Pfahlbauten aus der Bronzezeit.

Bei der anschließenden Führung durch die Landessaustellung war zunächst die Frage interessant, warum die Menschen sich für die Pfahlbauweise entschieden – immer noch ein archäologisches Rätsel, wobei Sicherheits-und Mobilitätsgründe von den Wissenschaftlern vermutet werden.

Für die Forschung ist diese Bauweise allerdings ein Glücksfall, da sich in Wasser und Moor, unter Sauerstoffabschluss, sehr viel organisches Material in Form von Alltagsgegenständen erhalten hat, das nun in der Ausstellung gezeigt werden kann. Von Bekleidung über Kämme, Essensreste, Kaugummis aus Birkenpech sowie Exkrementen, bis zu Jagdgeräten und Wagenrädern reicht die Bandbreite der gezeigten Exponate. Und anhand interaktiver Stationen und Modellen, konnten sich die Teilnehmer eine Vorstellung vom Leben unserer Vorfahren in der Steinzeit machen.

Für Kinder wurde eine Verkleidungsecke eingerichtet und „Archie“, der Kindermuseumsbegleiter, führt die jungen Besucher immer wieder zu interessanten Gegenständen und stellt dort das Alltagsgeschehen früher und heute gegenüber.

Im Anschluss an die sehr interessante Führung, stellte Ann-Kathrin Ewers vom Archäologischen Landesmuseum in Konstanz die museumspädagogischen Vermittlungsangebote vor. Neben Muschelketten und Bastkörbchen für Kinder im Grundschulalter, gibt es für etwas ältere Schüler noch die Möglichkeit, ein sogenanntes „Forscherlabor“ zu buchen, wo die Jugendlichen über Messen, Bestimmen und Zuordnen von Keramik, Pflanzenteilen oder Knochen einzelne Bereiche der Archäologie näher kennenlernen können.

Nach einer kleinen Mittagspause, trafen sich die Teilnehmer im idyllischen Klostergarten, um nun selbst aktiv zu werden!

Hannes Wiedmann und Barbara Spreer vom Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren zeigten zunächst die Vielfalt der Materialien, die in der Experimentalarchäologie Verwendung finden: Feuerstein, Vogelknochen zur Herstellung von Flöten, Mammut-Elfenbein , Muscheln , Tierfelle, Leder , Rindenbast und vieles mehr. Anschließend wurde selbst „gearbeitet“. Je nach persönlicher Vorliebe, konnte unter fachkundiger Anleitung entweder ein Steinzeitmesser mit Schaft oder eine Bastkette mit Mammut-Elfenbeinanhänger gefertigt werden, was allen viel Spaß gemacht hat. Selber kreativ werden und verschiedene Techniken auszuprobieren, ist eben für Jung und Alt eine wichtige und schöne Ergänzung zur reinen Vermittlungsarbeit und rundet jedes Angebot sowohl im Kinder-und Jugendbereich, als auch bei Erwachsenenführungen sinnvoll ab!

Nach einer kurzen Schlussrunde, wo noch einmal auf die verschiedenen, sich ergänzenden Ausstellungsorte ,einschließlich einem Schau-Grabungsgelände etwas außerhalb von Schussenried, hingewiesen wurde, fand eine sehr interessante Einblicke-Tagung ihr Ende.

Gabriele Hohn-Schwenninger

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