Bundesweit präsent,
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13. März 2023
Digitalisierung ist zu einer Querschnittsaufgabe im Museum geworden. Schon lange reicht es nicht mehr aus, mit Einzelmaßnahmen zu reagieren. Vielmehr muss es uns gelingen, eine Kultur der Digitalität zu schaffen und Digitalisierung als Gemeinschaftsaufgabe des ganzen Hauses anzugehen. Deshalb lud der Länderverband Museumspädagogik Ost e.V. am 13. März 2023 Akteur*innen der Kulturellen Bildung zur Jahrestagung ins Bauhaus-Museum Weimar ein, ihre Arbeitsweisen und Organisationsstrukturen sowie das dahinterliegende institutionelle Selbstverständnis zu hinterfragen.
Mit ca. 80 Teilnehmenden gab es ein reges Interesse an der Thematik, in das Rebekka Schubert, Vorsitzende des Länderverbands Museumspädagogik Ost e. V., und Regina Cosenza Arango, stellvertretende Leiterin des Stabsreferats Kulturelle Bildung, einführten. Direkt zu Tagungsbeginn wurde deutlich: Digitalisierung ist nicht in einer Abteilung anzusiedeln, sondern kann nur als bereichsübergreifende Aufgabe gelingen. Regina Cosenza beschrieb eindrücklich, wie die Zusammenarbeit des Referats der „Kulturellen Bildung“ im Rahmen der Digitalisierung mit anderen Abteilungen der Klassik Stiftung Weimar sich entwickelt hat und ein stetiger Lernprozess war.
Aktuell begreift die Klassik Stiftung Weimar Digitalisierung als Kernaufgabe, die durch eine eigene Querschnittsdirektion „Digitale Transformation und Innovationsmanagement“ vorangetrieben wird. In einem Tandemgespräch reflektierten der Direktor dieser Querschnittsdirektion, Dr. Dirk Wintergrün, und die Referentin für Digitale Transformation, Sophia Gröschke, über Gestaltungsmöglichkeiten, Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung. Dabei wurden zwei zentrale Aufgaben von Kulturinstitutionen in den Fokus gerückt: Zum einen ginge es darum, sich für einen selbstermächtigenden Umgang mit Digitalen Medien einzusetzen. Dazu, betonte Sophia Gröschke, bräuchten die Nutzer*innen ein gewisses Verständnis davon, wie die digitale Welt funktioniert. Außerdem sei es wichtig, Wissen über Rechte und Grenzen im digitalen Raum zu vermitteln und eine kritische Medienbildung zu fördern. Institutionen seien, so Gröschke, im Rahmen ihres Bildungsauftrages in der Pflicht, Angebote zu schaffen, die das leisten. Zum anderen, ergänzt Dr. Dirk Wintergrün, sei es Aufgabe von Kulturinstitutionen – und folglich eines der zentralen Ziele der Klassik Stiftung Weimar – ihr Wissen über Daten und Objekte zu teilen und für die Forschung und breite Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Geöffnet für Fragen aus dem Publikum endet das Gespräch mit einem Plädoyer für Kooperationen, bspw. mit Universitäten oder Museumsverbünden, und einem Plädoyer für Fehlertoleranz und dafür Wissen und Erfahrungen untereinander zu teilen.
In dem sich anschließenden Vortrag stellte Dr. Silke Krohn, museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft, die Frage „Was brauchen kleine Häuser?“. Leitfadenartig zeigte sie wesentliche Aspekte einer bedarfsorientierten Entwicklung digitaler Projekte auf. Dazu zählte sie eine ressourcenorientierte Konzeption von digitalen Inhalten und betonte, dass das digitale Format zur Institution, ihrer Sammlung und ihren Besucher*innen passen muss. Insbesondere, wenn es um digitale Angebote geht, sollten eher Interessengruppen in den Blick genommen werden, denn technik- und spieleaffin sind nicht nur junge Menschen. Der Schlüssel zum Erfolg ist Kohn zufolge, eigene Kompetenzen zu nutzen, langfristig zu denken und eine adäquate Besucher*innenforschung zu betreiben.
Nach der Mittagspause wurden in zwei parallel stattfindenden Praxisforen digitale Projekte vorgestellt. Manuela Tiersch, Museumspädagogin des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens, führte in die Webplattform „Frag Lio“ ein. Diese richtet sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene und nimmt deren Fragen zu Objekten zum Ausgang, um weiterführende Informationen bereitzustellen. Tiersch gab spannende Einblicke in den Realisierungsprozess der Plattform, deren Umsetzungsprozess von einer hausinternen Evaluation begleitet wurde, und machte Herausforderungen, wie den Umgang mit Bildrechten, transparent. Marlene Hofmann, Mitarbeiterin Marketing und Kommunikation am Museum Burg Posterstein, zeigte, welche Social Media Präsenz auch als kleines Haus mit wenig Mitarbeitenden möglich sein und welche positiven Effekte damit erzielt werden können, auch wenn der zeitliche wie personelle Aufwand zunächst sehr hoch erscheint.
Zum Tagungsabschluss wurde durch verschiedene Wortbeiträge noch einmal deutlich, dass kleinere Häuser sich mehr Unterstützung wünschen. So fand ein Vorschlag, dass die Museumverbände mit Arbeitsgruppen oder auch mit einer Mitarbeiter*innen-Stelle kleine Häuser auf dem Weg in ihre Digitalisierung mehr begleiten sollten, hohe Zustimmung. Insgesamt war die Tagung sehr gelungen. Neben den vielfältigen fachlichen Inputs bewerten die Teilnehmenden die hilfreichen, kollegialen Gespräche als besonders positiv.